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Physiotherapeutische Interventionen bei Schmerzen der Lendenwirbelsäule (LWS)

  • Autorenbild: E N
    E N
  • vor 20 Stunden
  • 2 Min. Lesezeit



Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) zählen weltweit zu den häufigsten muskuloskelettalen Beschwerden. Etwa 60–80 % der Menschen erleben mindestens einmal in ihrem Leben Kreuzschmerzen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von unspezifischen funktionellen Störungen bis hin zu degenerativen Veränderungen oder Bandscheibenvorfällen. Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der konservativen Behandlung dieser Beschwerden.



Pathophysiologie der LWS-Schmerzen



LWS-Schmerzen können mechanisch, neurogen oder funktionell bedingt sein. Häufig sind sie unspezifisch – das heißt, es lässt sich keine klare pathoanatomische Ursache feststellen. Risikofaktoren sind unter anderem Bewegungsmangel, schlechte Haltung, psychosoziale Belastungen, sowie berufliche und körperliche Überlastung.



Zielsetzung der Physiotherapie



Ziel der physiotherapeutischen Behandlung ist es, Schmerzen zu lindern, die funktionelle Beweglichkeit zu verbessern, Rückfälle zu verhindern und die Selbstwirksamkeit der Patienten zu stärken. Die Therapie sollte individuell auf die Bedürfnisse und das Beschwerdebild des Patienten abgestimmt werden.



Evidenzbasierte Therapieansätze




1.

Aktive Bewegungstherapie



Aktive Übungen sind laut zahlreichen Studien der wirksamste Bestandteil der Behandlung. Dazu gehören:


  • Stabilisationsübungen zur Kräftigung der tiefen Rumpfmuskulatur (z. B. M. transversus abdominis, M. multifidus)

  • Mobilisation und Kräftigung der Hüft- und Beckenmuskulatur

  • Haltungsschulung und Training der lumbopelvinen Kontrolle



Studienlage: Die Cochrane-Analyse (Hayden et al., 2005) bestätigt, dass Übungsprogramme, insbesondere bei chronischen Rückenschmerzen, einen signifikanten positiven Effekt haben.



2.

Manuelle Therapie



Mobilisationstechniken der LWS und angrenzender Gelenkstrukturen können kurzfristig Schmerzen reduzieren und die Beweglichkeit verbessern.


Hinweis: Die Kombination aus manueller Therapie und aktiven Übungen ist effektiver als jede Maßnahme für sich allein (Bronfort et al., 2004).



3.

Aufklärung und Edukation



Patientenedukation zur Entstehung und zum Umgang mit Schmerzen ist ein Schlüsselfaktor. Ziel ist die Förderung eines aktiven Umgangs mit Beschwerden und die Vermeidung von Passivität oder Schonverhalten.



4.

Multimodale Therapieansätze



In chronischen Fällen empfiehlt sich eine interdisziplinäre Behandlung, die physiotherapeutische, psychologische und medizinische Komponenten integriert.


Beispiel: Das biopsychosoziale Modell betont die Bedeutung von psychosozialen Einflussfaktoren und wird zunehmend in modernen Rehabilitationskonzepten angewendet.



Fazit



Die Physiotherapie bei LWS-Schmerzen sollte aktiv, patientenzentriert und evidenzbasiert sein. Passive Maßnahmen können unterstützend eingesetzt werden, sollten jedoch nicht im Mittelpunkt stehen. Entscheidend ist die Förderung der Eigenverantwortung und der funktionellen Wiederherstellung durch gezielte Bewegungstherapie, kombiniert mit Edukation und – falls nötig – manuellen Techniken.

 
 
 

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