
Sprunggelenksdistorsion – mehr als nur „umknicken“: Ursachen, Behandlung und Prävention
- E N
- vor 6 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Eine Sprunggelenksdistorsion, oft auch als „Verstauchung“ oder „Umknicktrauma“ bezeichnet, gehört zu den häufigsten Verletzungen im Sport und Alltag. Besonders betroffen ist das laterale Bandapparat des oberen Sprunggelenks – also die Außenseite des Fußes. Was viele unterschätzen: Auch eine vermeintlich „leichte“ Distorsion kann langfristige Beschwerden verursachen, wenn sie nicht adäquat behandelt wird.
Was passiert bei einer Sprunggelenksdistorsion?
Bei einer Distorsion kommt es durch eine plötzliche, meist unkontrollierte Bewegung – typischerweise eine Inversion, also das Umknicken nach innen – zu einer Überdehnung oder einem Riss der stabilisierenden Bänder. Besonders betroffen sind dabei:
Ligamentum talofibulare anterius (ATFL)
Ligamentum calcaneofibulare (CFL)
Ligamentum talofibulare posterius (PTFL) (seltener)
Diese Verletzungen können in drei Schweregrade eingeteilt werden:
Grad I: Überdehnung ohne strukturellen Schaden
Grad II: Teilriss eines oder mehrerer Bänder
Grad III: Komplettriss mit ggf. zusätzlicher Gelenkinstabilität
Diagnostik:
Die klinische Untersuchung (z. B. Schubladentest, Talusvorschubtest) ist entscheidend und wird ggf. durch bildgebende Verfahren wie Sonografie, MRT oder Röntgen ergänzt – letzteres vor allem, um Frakturen auszuschließen (Ottawa Ankle Rules).
Behandlung: konservativ vor operativ
In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie ausreichend und zeigt gute Ergebnisse. Die bewährte PECH-Regel (Pause, Eis, Compression, Hochlagern) wird in den ersten 48 Stunden angewendet, gefolgt von einer strukturierten physiotherapeutischen Rehabilitation.
Ziele der Physiotherapie:
Schmerzreduktion und Entzündungshemmung (z. B. manuelle Lymphdrainage, Kälteanwendungen)
Wiederherstellung der Gelenkbeweglichkeit
Stabilisation durch Kräftigung der Peronealmuskulatur
Propriozeptionstraining zur Vermeidung von Reverletzungen
Gang- und Bewegungsanalyse
Wissenschaftliche Grundlage:
Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von propriozeptivem Training nach Sprunggelenksdistorsion. Eine systematische Übersichtsarbeit von Gribble et al. (2016, British Journal of Sports Medicine) zeigt, dass gezielte Balance- und Stabilitätsübungen das Risiko eines chronischen Sprunggelenksinstabilitätssyndroms signifikant reduzieren können.
Wann ist eine OP nötig?
Nur bei anhaltender Instabilität, wiederholten Distorsionen trotz konservativer Maßnahmen oder bei komplexen Bandrupturen kann ein operativer Eingriff sinnvoll sein.
Prävention – das A und O:
Besonders Sportler sollten präventive Maßnahmen ergreifen:
regelmäßiges sensomotorisches Training
gut sitzendes Schuhwerk
ggf. Tape oder Orthesen bei bekannten Instabilitäten
Fazit:
Eine Sprunggelenksdistorsion ist keine Bagatelle. Eine frühzeitige, gezielte physiotherapeutische Behandlung ist entscheidend, um Spätfolgen wie chronische Instabilität oder Arthrose zu vermeiden. Bei uns in der Praxis entwickeln wir individuelle Rehabilitationspläne – wissenschaftlich fundiert und praxisnah.
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